Mein lieber kleiner Louis, 

zur Zeit tut es mir noch arg weh, dass ich Dich nach 8 ½ Monaten, die Du in meinem Bauch gelebt hast, nun für immer loslassen muss. Ich habe Dich mit ganz viel Liebe in meinem Bauch getragen, auch wenn man uns vor 4 Monaten mitteilte, dass Du nicht lebensfähig sein wirst. Ich habe Dich gerne in meinem Bauch gespürt, und habe es sehr genossen, wenn Du Dich an meine Hand anschmiegtest, als sie Dich streichelte und nach Dir fühlte. Auch Dein Papa hat seine Hände auf meinen Bauch gelegt und nach Dir gefühlt, und Du hast Dich unter seiner Hand weich bewegt. Nachts, wenn ich auf der falschen Seite gelegen habe, hast Du auch manchmal getreten oder geboxt, als wolltest Du mir sagen: „Hey, dreh Dich doch bitte mal auf die andere Seite. So liege ich unbequem.“ Ich glaube, Du wolltest lieber, dass ich auf der rechten Seite schlafe, denn dann lagst Du auf dem Rücken. Ich habe mich sehr bemüht auf Dich zu horchen und zu fühlen, was Dir in meinem Bauch gut tut, denn ich wusste ja, dass Du wegen des fehlenden Fruchtwassers eng lagst und weniger Möglichkeiten hattest, Dich zu bewegen. Manchmal, wenn ich nachts aufgewacht bin und meine Hand auf den Bauch gelegt habe, hast Du sofort angefangen Dich darunter zu bewegen, als wolltest Du mir mitteilen: „Na endlich, da bist Du ja wieder – streichle mich doch ein bisschen.“ Es war ein sehr schönes Gefühl zu spüren, wie sehr wir miteinander verbunden waren. Ich habe auch viel mit Dir gesprochen und Dir die Geschichte vom kleinen Prinzen vorgelesen. Das war mir irgendwie ganz wichtig. 

Zum Schluss wurde es, glaube ich, für Dich in meinem Bauch immer enger und auch für mich wurde es immer schwerer. Irgendwie war die Zeit reif für Deine Geburt, auch hatten Dein Papa und ich alles für Dich vorbereitet. Ich habe Dir gesagt, dass Du nun kommen kannst, wenn Du möchtest, dass alles bereit für Dich ist. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob ich dir sagen soll, dass Du vermutlich kurz nach Deiner Geburt sterben wirst, denn ich glaube, dass jeder Mensch ein Recht auf die Wahrheit hat, und wie könnte ich Dir diese als Mutter verwehren. Es fiel mir sehr schwer, aber ich habe Dir dann auch einmal mitgeteilt, dass die Ärzte gesagt haben, dass Du höchstwahrscheinlich nicht lebensfähig sein wirst. Ich habe Dir aber auch gesagt, dass wenn dies tatsächlich der Fall sein wird, Du nicht alleine bist, sondern ich in jedem Fall bei Dir bin und Du keine Angst haben brauchst. Ich wollte nicht, dass Du, wenn Du das Licht der Welt erblickst, enttäuscht bist, dass Du nicht leben kannst und darüber hinaus vielleicht auch noch leiden musst. Ich wollte Dir die Wahrheit sagen, Dich nicht belügen, Du kleines Menschlein. 

Während Deiner Geburt, etwa 20 Minuten bevor Dein Körper ganz in unserer Welt angekommen war, hast Du, haben wir, anscheinend entschieden, dass es besser ist, wenn Du in meinem Bauch einschläfst. So kam es plötzlich zu einer längeren Pause, zu einer Ruhephase in der auf einmal nichts mehr passierte: Du hast nicht mehr „mitgearbeitet“, wie unsere Hebamme sagte, und bei mir kam einfach keine Wehe mehr und so bist Du dann in der Wärme meines Bauches für immer und friedlich eingeschlafen. Das war zwar in diesem Moment auch noch mal sehr schlimm und schmerzhaft, aber ich hatte noch die Worte eines Arztes im Hinterkopf, der gesagt hatte, dass es für Dich vermutlich der schönste Weg sei, wenn Du in der Wärme meines Bauches verstirbst und Du nicht mehr die Kälte spüren musst und versuchen musst, die Atmung aufzunehmen, da auch Deine Lungen vermutlich nicht richtig ausgebildet seien. 

Als Du dann geboren warst und mir auf meinen Bauch gelegt wurdest, habe ich, haben wir uns trotzdem sehr an Deinem Anblick gefreut. Wir haben uns gefreut zu fühlen, wie warm und weich Du warst. Wir waren beide ganz gerührt von Dir, von Deinem friedlichen Gesichtsausdruck und Dein Papa, kleiner Louis, hat Dich ganz bestimmt zu 50 Prozent mitgeboren, so toll hat er mich unterstützt. Bevor wir den Kreissaal verließen, kam dann noch Schwester Reginata und hat ganz liebe Worte für uns gefunden. Sie haben uns und auch unserer Hebamme Ulla gut getan, obwohl wir alle auch ganz traurig waren. Wir haben Dich alle gesegnet und gemeinsam das Vater Unser gebetet. 

Wir durften Dich dann im Krankenhaus mit auf unser Zimmer nehmen und haben Dich ins warme, weiche Moseskörbchen gelegt, was wir für Dich vorbereitet hatten. Am nächsten Morgen, es war noch dunkel, habe ich Dein kleines Gesicht lächelnd vor mir gesehen, und es war so als würdest Du mir von weit weg her sagen: “ Ich bin angekommen, Mutti“. 

Lieber kleiner Louis, 
leider sollte die Prognose der Ärzte stimmen. Du warst zu krank, um bei uns auf der Erde zu bleiben. Und obwohl Du nie das Licht der Welt erblickt hast, sind wir trotzdem sehr dankbar für die kostbare Zeit, die wir mit Dir teilen durften – für die Zeit, die Du im Bauch lebtest und für die gemeinsame Zeit nach Deiner Geburt. Wir sind dankbar, dass Du nicht hast leiden müssen, sondern dass Du friedlich in die andere Welt weitergezogen bist. Wir sind uns sicher, dass Du unsere Liebe deutlich gespürt hast und dass Du jetzt bei Gott bist, und es Dir gut geht. 

Natürlich sind wir auch noch immer wieder tief traurig und gewiß wird es eine ganze Weile dauern, bis die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in unseren Gedanken und Herzen in Freude überwiegen. Doch wenn auch der Weg, den wir zusammen gegangen sind, nicht leicht war, so glauben wir, dass es der richtige Weg war. 

Heute müssen wir schweren Herzens auch Deinen kleinen Körper, Dein niedliches und friedliches Gesicht, dessen Anblick uns alle sehr berührt hat, verabschieden. Wir sind froh, dass wir Dich in Würde begraben können. Du warst und bleibst ein großes Geschenk für uns, und wir glauben fest daran, dass die Liebe stärker ist als der Tod, und wir uns irgendwann einmal wiedersehen werden. 

Zum Abschied, lieber Louis, schicken wir Dir ganz viel Liebe an den Ort, an dem wie wir glauben, Deine Seele bereits zu Hause ist. Fühle Dich geküsst und umarmt, unser lieber kleiner Sohn, Louis. 

In Liebe Deine Eltern 
Erik und Angela 

PS.:Ein Jahr nach Louis Tod haben wir eine neue Schwangerschaft gewagt und eine gesunde Tochter/Schwester bekommen.

Kontakt

Hebammenpraxisgemeinschaft Kugelrund
Olpenerstr. 978
51109 Köln
E-Mail: praxis@hebammen-kugelrund.de

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