Kalas Geburt: (1.Kind, Hausgeburt)
02.03.2016 Frühstück bei Stefanie, meiner Doula. Immer mal wieder eine „Übungs-“Wehe. Ungeduldiges Warten auf Kala. Sprinten auf der Lulaniweide. Komm, Kleinkala, komm! Warten .. Nix! Heute dann wohl nicht. Am frühen Abend fahre ich nach Hause. Weitere Wehen. Kein Rhythmus. Ein komisches Gefühl steigt in mir auf, wie die sogenannte Ruhe vor dem Sturm. Ist es Aufregung? Ich horche in mich hinein, frage Kala, ob sie kommen wird, spüre nach, hapte … alles ruhig, sehr ruhig .. ok, Sascha und ich gehen schlafen! Noch nicht eingeschlafen, rollt eine Wehe an … wow .. ok, alles gut, warten … nix! Schlafen .. Ähm, doch nicht, Wehe! Und noch eine. Noch eine .. Wir haben einen Rhythmus, juhuuu! Aber wir warten noch, so richtig kann ich es noch nicht glauben, geht’s jetzt wirklich los?? Vorfreude, aber nur ein bisschen, kleines Tänzchen im Bett … Wehe! Irgendwann sind wir dann bei einem soliden 5 Minutenrhythmus angelangt. Jetzt geht’s los! Wieviel Uhr war es – keine Ahnung! Jedenfalls rufe ich zuerst meine Herzensschwester und Doula an und es klingelt mitten in der Nacht .. einmal .. zweimal .. dreimal, Steffie geht ran: „bekommen wir ein Baby?“ trällert sie total aus dem Häuschen ins Telefon. ..hat sie überhaupt geschlafen?..

Dann rufe ich Ulla an, es ist mir total unangenehm, da ich sie wecken muss und ich noch einen Restzweifel in mir spüre. Hoffentlich ist es kein falscher Alarm! Kurze Zeit und immer intensiver werdende Wehen später sind Ulla und Steffie dann da. Es geht nun wirklich los, ich bin mir sicher! Puh, kein Fehlalarm. Meine Freude darüber ist unermesslich.

Totale Ernüchterung nachdem Ulla mich untersucht und folgende Worte aus ihrem Mund purzeln: „Du bist erst bei 1,5cm. Heute passiert hier gar nix mehr! Ich fahre jetzt erst nochmal nach Hause schlafen und komme morgen früh wieder.“ Ich höre die Worte, aber sie erreichen mich nicht, so entsetzt bin ich, Wehenstopp vor Schreck. Bevor Ulla fährt, massiert sie meinen Muttermund, denn manchmal braucht er einen kleinen Schubs, wie Ulla sagt .. Steffie schickt Sascha ins Bett und mich in die Badewanne. Während sie mich fröhlich filmt, treibt im Wohnzimmer Charlie Brown im Fernseher seinen Unfug. In der Badewanne ist es zwar schön warm, aber ich fühle mich plötzlich eingeengt und muss sofort raus! Das Handtuch umgeschwungen, zurück ins Wohnzimmer auf die Couch. Kurz vor der Couch zwingt mich eine Wehe wieder in die Knie. Von da an, gab es gefühlt keine Pause mehr. Jetzt wird getönt. Alle Mantras, Düftchen, Kerzen, Geburtsoutfit, Playlists und Dekokram vergessen. Zeit zum Herrichten eines Buffets ist auch keine mehr. Ich bin voll konzentriert und ganz bei mir, kann kaum mehr auf Fragen antworten. Stecke im Vierfüßlerstand fest und kann meine Position nicht mehr verändern Ich atme, ganz intuitiv, so wie Ulla und ich es geübt haben. (An dieser Stelle breche eine Lanze für Geburtsvorbereitungsyoga mit Ulla). Unterdessen massiert mich Steffie und findet einfühlsame Worte für mich, welche, kann ich leider nicht mehr sagen, aber der Klang ihrer Stimme schwingt heute noch sanft in meinem Ohr .. Die nächste Wehe entlockt mir einen Urton und erschreckt und beeindruckt mich gleichermaßen – „wow, ich bin eine Kriegerin!“ Woraufhin Steffie sofort diagnostiziert: „Das war eine Presswehe! Ich wecke Sascha!“ Sascha wählt Ullas Nummer und verlangt ihr Kommen umgehend 😉 Wenige Zeit später ist Ulla wieder da und staunt über meine unerwartet rasante Eröffnungsphase. Ich bin endlich bei 10cm und nun kann sich Kala auf ihren Weg machen, was sie auch tut. Eine Sekunde später befüllt Sascha den Geburtspool. Meine Gedanken überschlagen sich, ich höre mich tönen, aber die Stimme ist mir völlig fremd – tierisch – faszinierend! Nur wie soll ich bloß von der Couch in den Pool kommen. Ich stelle mich vor, wie ich dorthin krieche, mich an ihm mit letzter Kraft hochziehe und dann einfach hineinstürze – hoffentlich ertrinke ich nicht! Aber es kommt anders. Tatsächlich laufe ich aufrecht, gestützt, aber aufrecht, kaum zu glauben! Nur noch über den Rand steigen. Im warmen Wasser endlich Erleichterung. Hier kann ich mich vollends den letzten Wehen hingeben. Sascha ist nun ganz nah bei mir, hält mich, trägt mich, gibt mir Kraft und flüstert mir liebevolle Worte ins Ohr. Dann ist es plötzlich soweit.

Wir können Kalas Haare schon fühlen, nicht mehr lange, gleich ist sie da! Unter der nächsten Wehe habe ich das Gefühl zu zerreißen, Kalas Kopf ist nun zur Hälfte sichtbar. Doch dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Panisch wimmere ich: „Sie rutscht wieder zurück!!!“ Aber Ulla sagt, dass alles gut sei und dass das noch ein paar Mal passiert, bevor der Kopf komplett da ist. Nicht mit mir! Ich nutze die nächste Wehe und presse mit ungeahnten Kräften. Meinen Kopf habe ich auf meine Brust gelegt und ich presse und töne bis all meine Luft aus meinen Lungen entweicht ist …

Und .. da ist sie.

Unsere Tochter, unser Kala, unser unendlich geliebtes kleines Mädchen. Es ist Donnerstag, der 03.03.2016, 7:13 Uhr. Die Vögel zwitschern ihr Morgenlied, unsere Nachbarn starten in den Tag und wir sind nun eine Familie.

Ulla, du bist ne Wucht und für mich die beste Hebamme! Danke für alles! Steffie, was hätten wir ohne Dich gemacht?! Auch ein Kind bekommen, aber lange nicht so beschützt! Danke!

Sascha, dir gehört mein Herz!

Noch zwei, drei Worte zu der Wahl unseres Geburtsorts:
Für mich kam ein Krankenhaus oder Geburtshaus nie in Frage, für Sascha schon. Doch nach vielen Gesprächen, Informationensammelei, Krankenhausbesichtigungen, Notfallplanerei, konnte sich auch Sascha eine Hausgeburt vorstellen. Viel mehr wollte er mich in meiner Entscheidung unterstützen und ließ sich ganz und gar auf die Idee ein. Aufkommende Ängste und Zweifel konnten wir immer wieder durch Gespräche mit Ulla beseitigen. Nun muss ich aber auch dazusagen, dass meine Schwangerschaft völlig unauffällig und wunderbar verlief. Kala entwickelte sich prächtig in meinem Bauch und brachte sich auch rechtzeitig in Schädelgeburtslage, so dass im Vorfeld einer Hausgeburt nichts im Wege stand und auch keine Schwierigkeiten oder gar Komplikationen zu erwarten waren. Sogar mein Gynäkologe befürwortete die Hausgeburt. Ich kann nicht sagen, wie unsere Entscheidung ansonsten ausgefallen wäre .. Ich weiß nur, dass ich davon überzeugt bin, dass jede Frau das Recht hat, selbst zu entscheiden, wo sie gebären möchte! Und ich möchte meine Kinder zu Hause gebären! Kala ist in ihrem Zimmer zur Welt gekommen, wie schön das ist, vermag ich kaum in Worte zu fassen! Ich konnte mich unter der Geburt völlig frei fühlen, Zuhausesein, ohne Hemmungen, mein Bad, mein Bett, meine Handtücher … MEINE ENTSCHEIDUNG! Oder noch besser gesagt UNSERE Entscheidung, denn dass mein Mann zu 100% hinter mir und dieser Entscheidung steht, war für mich Voraussetzung. Im Nachhinein ist er sehr dankbar, dass auch er sich während der Geburt in seinen 4 Wänden aufhalten und somit Bewegungsfreiheit genießen konnte. Die magischen Stunden nach der Geburt zu Dritt in unserem Zuhause bleiben unvergesslich!

Lisa & Sascha

Kontakt

Hebammenpraxisgemeinschaft Kugelrund
Olpenerstr. 978
51109 Köln
E-Mail: praxis@hebammen-kugelrund.de

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