Mein Geburtsbericht – oder das Wunder wie die kleine Paula auf die Welt kam.
Die Geburt, Paulas Geburt – gar nicht so einfach zu beschreiben oder die passenden Worte zu finden, die das ausdrücken können was ich tatsächlich erlebt habe in diesen ungefähr 7Stunden. Neun Monate lang konnte ich mich ja schließlich auf die Geburt vorbereiten, da würde man doch denken, dass ein Bericht über 7 Stunden Geburt einem ganz einfach von der Hand geht. Tatsache ist jedoch, dass keine Zeit der Welt einen auf diesen einzigartigen Moment vorbereiten kann. „Für was geh ich denn dann zu einem Vorbereitungskurs, warum lese ich in den verschiedensten Bücher, wenn ich am Ende dann doch ins kalte Wasser geworfen werde und womöglich ganz allein dastehe und überfordert bin?“, fragt sich jetzt vielleicht die ein oder andere. Aber das mein ich damit gar nicht. All diese Dinge, die ich im Vorfeld gemacht, gelesen, gehört oder gesehen habe, haben mir geholfen mit einem guten Gefühl an die Geburt zu denken und keine Angst davor zu haben. Aber als es dann auf einmal soweit war, da waren alle Gedanken die ich mir im Vorfeld gemacht habe einfach weg, nur noch das Gefühl war da. Das Gefühl im Rücken welches mich die gesamte Zeit begleitet hat. Und so ging es dann schließlich los:
Mein Mann Achim und ich, saßen gemütlich auf dem Sofa und haben etwas fern gesehen. Ich spürte so ein leichtes Ziehen im Rücken, dachte da aber noch ich hätte mich vielleicht verlegen oder säße in einer ungemütlichen Position. Als dieser leichte Schmerz im Rücken immer mal wieder kam und ging, begannen wir zu ahnen, dass es sich um Wehen handeln könnte und beschlossen am nächsten Morgen unsere Hebamme anzurufen, um mit ihr zu besprechen wie es denn jetzt weitergehen soll. Wir gingen schließlich zu Bett und während ich in der nächsten Stunde vergebens versuchte eine geeignete Schlafposition zu finden, übernahm Achim die Aufgabe heraus zu finden wie oft, wie stark und in welchen Abständen die Wehen auftreten. Nach meiner Empfindung kamen diese Wehen in so kurzen Abständen, dass ich schon fast keine Zeit mehr hatte um Luft zu holen. Tatsächlich gab es aber immer noch kleine Pausen zwischen den Wehen, besagt zumindest der Zettel auf dem Achim alles im Zeitraum zwischen 22:30 und 23:30 notiert hat.
Die zweite Etappe begann, als wir beschlossen Ulla, unsere Hebamme, anzurufen. Diese Aufgabe übernahm Achim wieder, da ich damit beschäftigt war einen Kreis in unseren Wohnzimmerteppich zu brennen. Ich konnte nur noch links oder rechts herum auf unserem Teppich Kreise ziehen, die lediglich davon unterbrochen wurden, dass ich mir fast atemanhaltend abwechselnd meinen Bauch und meinen Rücken hielt. Noch eine halbe Stunde verging und Ulla stand vor unserer Tür – meine Rettung, denn jetzt fühlte ich mich sicher, da ich wusste ich habe jemanden an meiner Seite der weiß was bei mir los ist, was gerade mit mir passiert, und der solange bei mir bleibt bis alles vorbei ist. Mein Mann war natürlich auch die ganze Zeit bei mir und eine ungeheuer große Stütze ohne den ich dieses Ereignis bestimmt nicht so gut gemeistert hätte. Aber es ist dennoch etwas anderes jemanden an seiner Seite zu wissen der sich einfach auskennt. Zu diesem Zeitpunkt war mein Muttermund bereits 4cm geöffnet. „Großartig! Das ist wirklich super!“ hörte ich Ulla nur sagen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich damit allerdings nur sehr wenig anfangen. Mir sauste direkt die Frage durch den Kopf „und, wie lange dauert es jetzt noch?“
Ich denke wir alle, Achim, Ulla, Anna (eine Hebammenschülerin) und ich verbrachten noch ungefähr eine Stunde und 30 Minuten bei uns, als wir uns dann schließlich auf Drängen von Achim auf den Weg ins Geburtshaus des Vinzenz Palotti Hospital nach Bensberg machten. Ich muss ganz ehrlich zugeben, den Weg von uns zu Hause bis ins Geburtshaus haben ich nur noch in eine Art Trance Zustand mitbekommen, da meine Wehen mich bereits voll und ganz eingenommen hatten.
Wir waren kaum im Geburtshaus angekommen, es war mittlerweile ca. zwei Uhr, da saß ich auch schon in der Geburtswanne und Achim direkt daneben. Er übernahm als fürsorglicher Ehemann die durchaus auch mühsame Aufgabe mir den Rücken zu massieren und, da die Wehen in so kurzen Abständen kamen das ich Mühe hatte das Ende der einen und den Beginn der nächsten zu erkennen, kam auch Achim aus dem Massieren kaum noch raus. Er schaffte es dennoch zwischendurch irgendwie eine Banane zu essen, die er, wie er mir später berichtete, dringend brauchte, da ihm kurzzeitig etwas übel geworden sei.
Bei mir lief alles super, mein Muttermund öffnete sich immer weiter, gegen drei Uhr war er bereits bei 7- 8cm und so verging nur noch eine knappe Stunde und ich durfte anfangen in den Wehen mitzupressen. Das war eine Wohltat, denn endlich konnte auch ich etwas machen. Vorher gab es ja nur die Wehen auf die ich wartete, die ich dann kommen spürte, aushielt und froh war wenn wieder eine überstanden war. Aber jetzt war der Zeitpunkt gekommen der mich Wehe für Wehe, Stück für Stück der Geburt meiner Tochter näher brachte. Dem Augenblick näher brachte, dem ich in den vergangenen neun Monaten, vor allem aber in den letzten Wochen der Schwangerschaft, entgegen fieberte. Ich hatte in der Zwischenzeit die Geburtswanne verlassen und auf einem Gebärhocker platz genommen. Achim hielt, weiterhin sehr tapfer und unterstützend, nun seine Arme um mich und ich hielt und drückte seine Hände von Wehe zu Wehe mit mehr Kraft. Und dann war es soweit! Jeden Moment würde ich meine Tochter zum aller ersten Mal sehen, hören und spüren können. Ich würde sie in den Armen halten können. Aber auch wenn es bis zu diesem Moment nur noch 55 Minuten dauern sollte, mir kamen diese letzten Minuten wie eine Ewigkeit vor. Der Kopf kam sehr langsam, nach meinem Gefühl nur millimeterweise, hervor. Ulla und Anna konnten ihn bereits sehen, ich durfte ihn erfühlen! Ein Kopf kommt zur Welt!
Mit letzter Kraft presste ich weiter und dann um 4:52 war er geboren – der Kopf war da! Eine oder zwei Wehen (ich kann mich nicht mehr erinnern) und zwei Minuten später war dann auch die kleine Paula da! Ein winziges Wesen, das aus Leibeskräften schrie, lag nun vor mir. Unglaublich, dieses kleine Mädchen war neun Monate lang in meinem Bauch zu hause gewesen und nun war sie geboren, ein winziger Mensch in dieser riesigen Welt. Ich nahm sie in meine Arme und hielt sie ganz fest. Das war der bisher eindrucksvollste, unfassbarste und wunderbarste Moment in meinem Leben. Die Geburt unsere Tochter! „Als du geboren wurdest, hörte die Erde für einen kurzen Moment auf sich zu drehen, der Mond hielt den Atem an und ein neuer Stern erschien am Himmel.“
Zu diesem Zeitpunkt waren erst mal alle Schmerzen und Empfindungen der Geburt wie weggeblasen, nur noch das unbeschreibliche Gefühl für diesen kleinen Menschen war da – Mutterglück vielleicht – ich finde kein passenderes Wort.
Heute, fünf Wochen nach der Geburt, hat sich an diesem Gefühl und der Erinnerung an die Geburt nicht viel geändert. Ich weiß, das ich Schmerzen hatte, das ich mir in so manchen Momenten gewünscht hätte alles möge jetzt sofort aufhören, aber dieser kurze Augenblick, als ich zum aller ersten Mal meine kleine Tochter in den Armen hielt, lässt so manches vergessen und als lohneswert erscheinen. Wenn mich meine Tochter heute mit ihren großen Augen anschaut, mich bereits ab und zu anlächelt und in meinen Armen einschläft, dann weiß ich, worauf ich mich die neun Monate Schwangerschaft und diese sieben Stunden Geburt gefreut habe!
Denn „Es gibt nichts ergreifenderes im Leben, als einem kleinen Menschen das erste mal die Hand zu reichen und zu spüren, dass wir seine Wurzeln im Baum des Lebens sind, die ihm Halt und Geborgenheit geben.“
Ich wünsche allen werdenden Müttern und Vätern ein ebenso gutes Geburtserlebnis wie ich es, dank der großartigen Unterstützung meiner Hebamme, der wohltuenden Atmosphäre des Geburtshauses und dem Halt meines Mannes, hatte.
Denise& Achim