(Haus-) Geburt. Ein gewaltiges Naturereignis
von Melanie B.
Es war Freitag. Ich war schon eine Woche über dem errechneten Geburtstermin, als wir spontan entschieden zur Familienaufstellung nach Frankfurt zu fahren. (Wir wohnen in Köln.) Irgendwie war klar, dass unser Kind erst kommen wird, wenn wir bzw. ich etwas bei der Familienaufstellung geklärt hatte. So war es dann auch. Sonntagmorgens um ca. 10.00 Uhr hatte ich meine Aufstellung und die Geburt begann unmittelbar. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das aber noch nicht, weil ich dachte, dass dieses Ziehen, welches in sehr großen Abständen kam, vom vielen Sitzen sei.
Als Erik und ich abends nach Hause kamen, hatte ich schon mehr und mehr den Eindruck, dass die Wehen begonnen hatten. Also machte ich gegen 21.00 Uhr den Badewannentest. Und siehe da…die Wehen blieben. „Dann schlafe ich wohl besser noch etwas.“, dachte ich so bei mir. Doch daraus wurde nichts mehr. Das Ziehen war zwar nicht sehr stark, aber zu stark, um noch schlafen zu können. Also standen Erik und ich gegen 23.00 Uhr wieder auf und trafen letzte Vorbereitungen für die geplante Hausgeburt mit unserer Hebamme Ulla Cremer. Dabei fegten wir wie aufgescheuchte Hühner durch die Wohnung. Naja…Ist ja auch unser erstes Kind. Erik meint, ich sei wir ein aufgescheuchtes Huhn rumgerannt, aber ich bleibe bei „wir. Eine Gegendarstellung folgt evtl. noch:o)
Ich kann nicht mehr genau sagen, ab wann ich wieder in der Badewanne saß, Erik neben mir auf einem Stuhl. Jedenfalls hatte ich ab ca. 02.00 Uhr (Montagmorgen Wehen im Abstand von ca. 3 Minuten, die ich gut wegatmen konnte. Wir fühlten uns beide recht sicher und gut, sodass wir Ulla erst um ungefähr 05.00 Uhr anriefen, damit sie zu uns kommt. Als sie da war und mich untersuchte, hatte ich das Gefühl schon ganz gut gearbeitet zu haben. Doch der Muttermund war „nur“ zwei cm geöffnet.
Irgendwann wollte ich aus der Wanne raus. Ich musste mich mal bewegen. Laut Geburtsbericht war ich um 7.45 Uhr am Seil, das wir extra aufgehängt hatten, zugange. Aber das Stehen war nicht so das Richtige, also legte ich mich ins Bett. Während der ganzen Zeit halfen mir Erik und Ulla sehr viel. Ihr Mitatmen war ganz wichtig für mich. So konnte ich auch gut mit meiner Atmung fortfahren.
Wenn ich vorher die Hausgeburt vor meinem inneren Auge gesehen hatte, war es draußen dunkel. Irgendwann dachte ich bei mir: „Na, das wird wohl eher nichts mit dem `draußen-dunkel`. Da habe ich mich wohl vertan.“
Mittags saß ich dann wieder in der Wanne (laut Geburtsbericht 13.15 Uhr). Zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr erschöpft und demotiviert, denn es ging nur sehr langsam vorwärts. Um 14.15 Uhr war der Muttermund dann 5 cm geöffnet. Lange habe ich es nicht in der Wanne ausgehalten und mich wieder ins Bett gelegt. Erik brauchte auch mal eine Pause und ging für eine Stunde schlafen.
Dann kam plötzlich Bewegung rein: 16.00 Uhr 6 cm. 17.30 Uhr 8 cm. Mittlerweile saß ich auf einem Medizinball, Erik hinter mir auf einem Stuhl. Ich konnte mich anlehnen und zusammen atmeten wir uns durch jede Wehe. Irgendwie passierte nun alles eher wie im Fluss. Die Wehen kamen und gingen und in den Pausen ruhte ich mich einfach nur aus. Ich bin Ulla sehr dankbar, dass sie mir die Stellung auf dem Ball vorgeschlagen und gezeigt hat, denn im Liegen war es kaum auszuhalten.
Um 19.50 Uhr war der Muttermund dann vollständig geöffnet. Ich setzte mich auf den Hocker, gestützt von Eriks Beinen und durfte erste Pressversuche machen.
Um 20.55 Uhr gebar ich unser Kind. Dass in der Zwischenzeit eine Stunde vergangen war, habe ich nicht bemerkt. Für mich fühlte es sich eher an wie 10 Minuten. Zwischendurch motivierte mich Ulla mit dem Finger mal den Kopf zu fühlen. Das war toll! Als Ulla dann sagte: „Noch zwei Wehen. Dann hast Du Dein Kind.“, konnte ich es kaum glauben. Alles ging ganz schnell. Erst fühlte ich wie das Köpfchen austrat und gleich darauf der Körper. Da lag unser Kind vor uns und ich konnte gar nicht anders, als es gleich in meine Arme zu schließen. Wie gebannt bewunderte ich unser Kind. Nichts zählte mehr. Nur noch dieses Wunder in meinen Armen. Erik saß noch hinter mir und staunte mit. Dann fragte er was es eigentlich sei, ein Junge oder ein Mädchen? Wir wussten es nicht und schauten nach. Ein Mädchen. Unsere kleine Yara-Helene war endlich da! Als die Nabenschnur auspulsiert war, durfte Erik sie durchschneiden.
Die ganze Zeit machte die Hebamme Andrea Fleißgarten, die um ca. 20.00 Uhr hinzugekommen war, Fotos. Davon bekamen wir fast gar nichts mit, weil wir so verzaubert waren. Aber wir sind Andrea sehr dankbar dafür! Es sind einzigartige, wundervolle Bilder, die uns immer wieder zu Tränen rühren.
Ach ja. Bevor ich es vergesse: Als unsere Tochter geboren wurde….war es draußen dunkel.